Ärzteteam Heilsam
Psychotherapie
Verhaltenstherapie (VT)
Die Verhaltenstherapie ist eine von vielen verschiedenen Formen der Psychotherapie. Sie will dem Patienten Methoden vermitteln, mit denen er seelische Probleme und psychische Erkrankungen besser bewältigen kann.
Anstatt die Ursachen für seelische Probleme in der Kindheit zu suchen, wie dieses in der Psychoanalyse nach Freud und der davon abgeleiteten Tiefenpsychologie der Fall ist, soll der Patient vor allem Techniken für die Gegenwart erlernen, um mit seinen Belastungen umzugehen.
Der Verhaltenstherapie zufolge ist unser Leben durch Lernvorgänge geprägt. Gute und schlechte Erfahrungen verstärken Verhaltensweisen oder schwächen sie ab. Auch psychische Störungen können nach dieser Theorie aufgrund ungünstiger oder belastender Lernerfahrungen entstehen. Hat ein Mensch einmal falsche Verhaltensweisen „gelernt“, die zu Problemen führen, setzt die Verhaltenstherapie darauf, dass er sie auch wieder „verlernen“ kann. Der Betroffene eignet sich neue Einstellungen und Verhaltensweisen an, um zum Beispiel Ängste, Depressionen oder Zwänge zu überwinden oder sein Selbstvertrauen zu stärken.
Am Anfang der Therapie bespricht der Therapeut zusammen mit dem Patienten dessen Probleme und untersucht, welche Bedingungen und Verhaltensweisen dazu führen. In der modernen Verhaltenstherapie werden dafür auch Gefühle, Gedanken und körperliche Prozesse genauer betrachtet. Die erweiterte Verhaltensanalyse schließt außerdem das erweiterte Umfeld des Patienten mit ein, wie zum Beispiel das Verhalten von Familienangehörigen, Arbeitskollegen, Freunden und Bekannten.
Nachdem er das Problem und die dazu führenden Verhaltensweisen analysiert hat, legt der Therapeut zusammen mit dem Patienten die Therapieziele in einem Therapievertrag fest. Sind die Ziele bestimmt, wählen Therapeut und Patient gemeinsam die passenden Therapiemethoden aus. In der Verhaltenstherapie können inzwischen mehr als fünfzig verschiedene Einzelverfahren eingesetzt werden. Die bekanntesten sind das Konfrontationsverfahren und die kognitive Verhaltenstherapie.
Konfrontationstherapie
Die Konfrontationstherapie erfolgt vor allem, um Angst- und Zwangsstörungen zu behandeln. Wenn der Patient zustimmt, wird er Schritt für Schritt (und keinesfalls „überfallartig“) seinen angstauslösenden Reizen ausgesetzt. Dies können zum Beispiel bei Angsterkrankungen Orte mit Menschenansammlungen (soziale Phobie), enge Räume (Klaustrophobie) oder große Plätze (Agoraphobie) sein. Bei speziellen Ängsten lösen einzelne Reize, wie zum Beispiel Spinnen oder große Höhe, Panikreaktionen aus. Durch die langsame, schrittweise Gewöhnung unter Aufsicht des Therapeuten erlebt der Patient, dass sich die Angst nicht ins Unendliche steigert, sondern dass er sich langsam daran gewöhnt, auch wenn er nicht „flieht“. Ähnlich funktioniert es mit Zwangsstörungen. Der Patient erkennt, dass kein schreckliches Ereignis eintritt, wenn er seine zwanghaften Handlungen nicht ausführen darf. So kann durch die Konfrontation die Angst beziehungsweise der Zwang „verlernt“ werden.
Kognitive Verhaltenstherapie
Im Mittelpunkt der kognitiven Therapieverfahren steht weniger, wie der Patient handelt. Vielmehr sind seine Einstellungen, Gedanken, Bewertungen und Überzeugungen wichtig. Der Patient soll lernen, seine Sichtweisen und Reaktionen auf Ereignisse und Dinge zu ändern, also aktiv zu gestalten. Depressiv Erkrankten kann es damit gelingen, negative Gedanken durch rationalere zu ersetzen. Menschen mit Essstörungen wird es damit ermöglicht, eine verzerrte Körperwahrnehmung abzubauen.
Besonders bewährt hat sich die Verhaltenstherapie bei Depressionen und Ängsten (Phobien, Panikattacken), sowie bei Essstörungen, Süchten und Zwängen. Therapeuten setzen sie auch bei der Hilfe nach Traumata (zum Beispiel nach Unfällen oder Missbrauch), Selbstsicherheitsproblemen, stressbedingten Erkrankungen wie Burnout und Lebenskrisen ein.